2005 – Where You Live Tour – November 19, 2005, Berlin, Tempodrom

REVIEW

  • Alterslos: Tracy Chapman im Tempodrom – By: Rainer Haubrich, Berliner MorgenPost, 21/11/2005

Das Tempodrom ist voll. So voll, daß sich ein paar Fans in die abgesperrten Ränge direkt an der Bühne setzen. Ordner holen sie zurück, aber die Hartnäckigsten gehen erst, als ihnen die Menge mit Buhs, Pfiffen und Mittelfingern bedeutet, daß sie abziehen sollen, damit es endlich losgehen kann.

Tracy Chapman tritt auf, begleitet von zwei Musikern. Ohne große Gesten betritt sie die mit einer großen Leinwand und zwölf Stelen spärlich bestückte Bühne und beginnt mit einem Song ihres allerersten Albums: “Why?” Ganze 17 Jahre ist das jetzt her, und irgendwie sieht man ihr das kaum an, fast alterslos wirkt sie in ihrem schwarzem Hemd und den hellen Jeans. Ihrem Sound ist sie treu geblieben, dieser Mischung aus Softrock-Balladen und wütenden Texten, die meist von Enttäuschungen handeln, von Rassen-Diskriminierung und der großen Politik, alles sehr holzschnittartig. Aber wenn man viele der Worte überhört, bleiben einfach gute Songs. Chapmans Stimme klingt auch unter Live-Bedingungen kräftig und warm.

Beim folgenden “Baby can I hold you” leuchten Feuerzeuge auf und ein paar Wunderkerzen. Fans rufen ihr etwas zu. Ihr Deutsch sei leider nicht gut genug, bedauert Tracy, obwohl sie es in der Junior Highschool als erste Fremdsprache gewählt hat. “Wie geht es Ihnen?” fragt sie auf Deutsch.

Die Dramaturgie der Songs ist gut gewählt. Während sie bei “The Promise” im Dunkeln steht, nur von zwei Spots erhellt, wechseln später die farbigen Lichtstimmungen schneller, werden die Beats schwerer, bei “Talk to You”, “Telling Stories” oder “Another Sun”. Für “America” von ihrem neuen, dem neunten Album, läßt sie sich zwei Pauken aufstellen, die sie abwechselnd mit der E-Gitarre traktiert. “We’re sick and tired, hungry and poor, ’cause you’re still conquering, America”, ruft sie vor der in blutrotes Licht getauchten Leinwand.

Mit ihrem Grammy-gekrönten Hit “Give me one Reason” endet ihr Programm. Lange läßt sie sich zu einer Zugabe bitten und spielt dann “Come as you are” von Nirvana. Bei der letzten Zugabe, ihrem großen Hit “Talkin’ Bout a Revolution”, ebenfalls vom 1988er-Album, flackern wieder ein paar Feuerzeuge auf. Ein Lichtermeer ist es nicht.

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  • Die Seelenfängerin > Schönheit der Altstimme: Tracy Chapman im Berliner Tempodrom – Von H.P.Daniels, Die Seelenfängerin, 21.11.2005

Tosender Jubel im Tempodrom, als Tracy Chapman sich die Akustikgitarre umhängt und nach vorne tritt. Mit dem ersten Akkord, den sie anschlägt, dem ersten Ton, den sie singt, ist da wieder dieser erstaunliche Zauber, der durch das gedrängte Auditorium weht. Aus dem Jahr 1988, dem Jahr, in dem die amerikanische Singer-Songwriterin zum Weltstar wurde, stammt der Song „Why?“. Warum kann diese Frau mühelos so viele unterschiedliche Menschen tief berühren? Es ist die einfache Schönheit solcher Songs wie „Baby Can I Hold You“ oder „Fast Car“, die mit unkomplizierten Melodien betören und trotz melancholischer Anklänge ohne Weinerlichkeit und hochgestochenes Pathos bleiben. Tracy Chapman steht einfach nur da, vertraut der Wirkung ihrer tiefen Altstimme und ihrem Fingerpicking auf akustischen und elektrischen Gitarren. Flankiert und exzellent begleitet wird sie vom unaufdringlichen Drummer Quinn sowie dem wunderbar schrägelnden Gitarristen Joe Gore.

In die Auswahl großer Hits streut Tracy Chapman immer wieder Songs vom neuem Album „Where You Live“. Grandios gerät die A-Cappella-Version von „Behind Walls“, in deren Verlauf sich eine junge Frau fragt, ob sie die Polizei rufen sollte, als sie Schreie aus der Nachbarwohnung hört. Oder ob die Polizei nicht sowieso immer zu spät kommt, wenn sie überhaupt kommt? Das jazzig bluesige „Don’t Dwell“ verbreitet Wärme und Kühle, Trauer und Ausgelassenheit. Es sind Liebesballaden und „Social Comment“, Folk, Rock, Jazz, Reggae und Gospel. Und eine rasant rockende Version von Nirvanas „Come As You Are“. Stürmische Ovationen.

  • Keine Spielverderberin: Tracy singt das erste Beste – By: Regina Leuwer, 20cent, 21.11.2005 01:50

Sie gilt als langweilig. Völliger Quatsch: Tracy Chapman (41) zeigt sich zum Auftakt ihrer Deutschland-Tour am Sonnabend im Berliner Tempodrom gut gelaunt und überraschend rockig.
Die Frau hat ein Problem: Ihr erstes Album war einfach zu gut. An Hits wie Fast Car , Talking ’Bout a Revolution und Baby Can I Hold You kam sie nie wieder heran. Auch mit ihrer aktuellen Platte Where You Live nicht.
Doch Tracy nimmt’s erstaunlich gelassen: Statt nur mit neuen Songs zu nerven, bringt sie alle Hits. Dazwischen machen sich auch aktuelle Stücke wie Change oder Don’t Dwell gut. Chapman schafft es, Clubatmosphäre in die ausverkaufte Halle zu zaubern. Zur Seite stehen ihr nur ein Gitarrist und ein Schlagzeuger. Für den bewegendsten Moment des Abends braucht sie nicht einmal die: Ganz allein singt sie à-capella Behind the Wall. Und das sonst nie um unpassendes Klatschen und Gröhlen verlegene Publikum ist angesichts dieser Stimme und ihrer Intensität einfach nur still.
Ansonsten überrascht die als humorlos verschriene Folk-Ikone mit launigen Ansagen (auf Deutsch!) und damit, dass sie gegen Ende des Sets den Turbo einlegt. Schade, dass die Zuhörer lieber kuscheln, während Tracy mit einer kongenialen Version von Nirvanas Come As You Are als Zugabe noch einmal aufdreht.
Tracy Chapman spielt noch zwei Konzerte in Deutschland: Am Mittwoch im Hamburger Congress Centrum und am kommenden Samstag im Kölner Palladium .

  • Tracy Chapman en concierto en la capital alemana – By: Martha Escalona Zerpa, Analitica.com, Miércoles, 23 de noviembre de 2005

Desde afuera, a horas tempranas de la noche se perfila la endeudada sala de conciertos Tempodrom como un fantasma con capucha blanca almidonada. Tres largas filas de fans se agolpan dos horas antes del concierto el 19 de noviembre del 2005 para ingresar a su útero de tres niveles. Adentro, las gradas se van poblando poco a poco hasta llenarse por completo en círculo, mientras que otros y otras se apuran por adueñarse de un lugar cerca del escenario donde Tracy y sus dos únicos músicos (el famoso bajista/guitarrista Joe Gore) y el percusionista comenzarán a tocar en breves minutos.

La última vez que le vimos fué en el también gris mes de noviembre de 2003 en la Arena, espacioso galpón, sin gradas y sin calefacción. Esa vez, venía ya con su melena de rastas a medio hombro y completamente vestida de negro. Ella, de belleza negra y representante del Black Power Anti-americano nos cautivó con su voz incomparable y portentosa y su poesía política y despechada. La gran Tracy Chapman que saltó a la fama en un único concierto en Londres en 1988 en homenaje al hasta ese momento apresado Nelson Mandela, es una de las cantautoras norteamericanas más relevantes de las últimas dos decadas.

Después de un intervalo musical de una cantante africana, cuyo nombre desconocemos, se inicia a las 9 y 15 de la noche el tan esperado debut de la poeta Tracy Chapman con venta total de taquilla. Se apagan las luces y emerge ella en blue Jeans y con una cabellera larga a nivel de sus caderas, que le cubre practicamente la cara. En la distancia solo podemos oir su voz y observar su cuerpo fijo al suelo. El cambio permanente de las tantas guitarras que toca, nos posibilita una mayor oportunidad de sentir su fuerza y su energía combativa, Más de 35 millones de ventas y 4 Grammys en su haber, hablan po si solos. Tracy Chapman es la poeta, cantautora negra más apreciada en su estilo.

El repertorio del concierto fueron sus hits más importantes desde 1988 hasta el presente (por ejemplo: Crossroads: All that you have ist you soul, Bridges, Telling Stories, Nothing Yet, etc). Todos y cada uno de ellos fueron aplaudidos con furor y largas ovaciones por sus fans berlineses.

De su nuevo CD WHERE YOU LIVE, que ha sido duramente criticado en Alemania, nos quedará esa noche, debido a su extraordinario texto y música, sobre todo el título AMERICA, en la memoria y en el corazón.

PREVIEWS

  • Tracy Chapman – By: Berliner DS

SAMSTAG, den 19.11.: “Auf deinem Bankkonto mag sich einiges bewegen, aber dein Klassenhintergrund wird sich niemals ändern.” Tracy Chapman weiß, wovon sie redet: “Ich bin schwarz und werde immer schwarz sein. Ich bin eine Frau und werde immer eine Frau bleiben. Ich bin arm geboren.” Und das prägt lebenslang: “Ich denke, dass sich die Demütigungen, die man durch Armut erfährt, nicht verändern”, so die Sängerin weiter. Und so waren es neben ihrer weichen emotionalen Stimme vor allem die so beeinflussten soziale Inhalte der Lieder, die die Künstlerin aus Cleveland/Ohio Ende der 80er zum Liebling der Musikkritik werden ließ.

Mit acht Jahren fing das Arbeiterkind an, Gitarre zu spielen und Lieder zu schreiben. Das Gespür für soziale Ungerechtigkeit, für die Trostlosigkeit des Alltags, die Schattenseite des “American Dream” entwickelte sie somit nicht erst bei ihrem Anthropologie- und Afrikanistikstudium. Dann das Jahr 1988. Ein einziger Auftritt machte sie schlagartig bekannt, beim Open Air Festival im Londoner Wembley Stadion, gewidmet dem 70. Geburtstag des damals noch inhaftierten Bürgerrechtlers Nelson Mandela. In Windeseile setzten sich “Fast Car” und “Talkin’ ’bout a Revolution” in den oberen Chartregionen fest und lang schien es so, als ob dieser Zustand ewig währen könnte. Das Debütalbum “Tracy Chapman” verkaufte sich mehr als zehn Millionen Mal. Sie gewann drei Grammys – ein vierter für ihre letzte Hitsingle “Give Me One Reason” sollte 1995 folgen.

Seither ist es irgendwie relativ still um die mittlerweile 41-Jährige geworden, die von der Machart “moderner Platten”, bei der die Band zuerst im Alleingang im Studio hockt, übrigens absolut nichts hält: “Die bearbeiten mit dem Produzenten den Song, entscheiden über die Arrangements, und erst am Ende kommt der Sänger. Die Stimme wird über den Song gelegt, und das Album ist fertig. So habe ich nie Platten gemacht.” Was auch gut ist, denn nur so blieben ihre Liedermacherwurzeln gewahrt. Dass die melancholischen, teilweise gar betont düsteren, in einen minimalistischen Klangteppich eingehüllten Texte Chapmans Gesang auch weiterhin erst richtig zur Geltung bringen – davon können sich Liebhaber “handgemachter Musik” heute Abend im Tempodrom überzeugen.

  • TRACY CHAPMAN – WHERE YOU LIVE TOUR © Warner Music Germany
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Sie gilt als eine der bedeutendsten Songwriterinnen der letzten zwei Dekaden. Vor allem das nach ihr selbst betitelte, 1988 erschienene Debüt-Album bildete einen Meilenstein für die Popmusik. Fans und Kritiker feiern TRACY CHAPMAN gleichermaßen, und obwohl sie nicht zu jenen Künstlern gehört, die regelmäßig ein neues Album vorlegen, verfügt sie über einen treuen Fankreis, der jede ihrer musikalischen Äußerungen mit Spannung erwartet und dankbar begrüßt. Bis heute gingen mehr als 35 Millionen Tonträger von TRACY CHAPMAN weltweit über die Ladentische, und nicht weniger als 4 Grammy-Awards wurden ihr überreicht. Nun hat sie für September ein neues Album angekündigt.

Where You Live ist ihr siebentes Studio-Album und behandelt nach Aussage der Künstlerin die Themen Heimat, Liebe und Erinnerung. Es wurde in einem extra für TRACY hergerichteten Studio in San Francisco aufgenommen und von Tchad Blake produziert, der bereits durch seine innovative Arbeit für eigenwillige Künstler wie Peter Gabriel, Pearl Jam, Tom Waits, Bonnie Raitt, Elvis Costello, Los Lobos, Randy Newman uvm. bekannt ist. Als Musiker wirkten Gitarrist Joe Gore (Tom Waits, PJ Harvey, Eels), Drummer/Percussionist Quinn (Paula Cole, Belinda Carlisle, Patti LaBelle, Vesta Williams) an Where You Live mit, weitere Gäste waren Blakes Studio Partner Mitchell Froom und Flea (Red Hot Chili Peppers), der auch auf der Single Change Bass spielt.

Mit einem unerwarteten Auftritt und einem eher leisen Album, dem Debüt Tracy Chapman (1988), startete TRACY CHAPMANs Karriere. Es war eher ein Zufall, dass TRACY auf dem Konzert zu Ehren des 70. Geburtstags des südafrikanischen Menschenrechtlers Nelson Mandela als Ersatz für einen ausgefallenen anderen Act auf die Bühne gebeten wurde. Sie spielte – und wurde schlagartig zur weltberühmten Ikone eines neuen politischen Bewusstseins. Inhaltlich an die Songwriter-Tradition eines Dylans anknüpfend, aber fest verwurzelt im Songwritertum der 70er Jahre, waren es 10 Jahre nach Punk die stillen Töne, die eine politische Haltung ausdrückten. In der Amtszeit Ronald Reagans stießen TRACY CHAPMANs Texte bei den jungen Leuten auf offene Ohren. Und wenn sie von Armut und Unrecht sang, dann klang TRACY CHAPMAN glaubwürdig: 1964 in Cleveland, Ohio, geboren, als Angehörige einer unterpriviligierten schwarzen Familie aufgewachsen in den Arbeitervierteln der Industriestadt, wusste sie, was Rassenhass und Existenzangst bedeuten.

In den USA erspielte das Album im Handumdrehen mehrfaches Platin und erhielt drei Grammies. Auch in Deutschland erreichte es nach kurzer Zeit Doppelplatin (heute: 4x Platin) und ging auf Anhieb auf Platz 1 der Charts. Die größten Hits aus dem Album, Talkin’ Bout A Revolution und Baby Can I Hold You, sind auch heute noch Stammgäste in den Airplaylisten – letzteres feiert Mitte 2005 wieder große Erfolge in einer Version von Ronan Keating.
Seit dem Erfolg ihres Debüt-Albums konnte man TRACY CHAPMAN auf vielen Festivals und Konzerten zugunsten von Humanitären Einrichtungen oder Menschenrechtsorganisationen live sehen, u.a.: bei Amnesty Internationals Human Rights Now! Tour, bei Neil Youngs Annual Bridge School Benefit Concerts, Farm Aid, Tibetan Freedom Festival, Vote for Change, SF AIDS Foundation u.v.m.

1989 erschien das dunklere Album Crossroads, das bei uns ebenfalls auf Platz 1 ging und mit Platin ausgezeichnet wurde, und Matters of the Heart (1992) erreichte die Chartplatzierung auf 13. Dann zog sich TRACY CHAPMAN zurück und erschien erst 1995 mit New Beginning wieder auf der Bildfläche. In den USA ging das Album Top-10 und enthielt u.a. den Single-Hit Give Me One Reason. Außerdem sorgte es für den vierten Grammy für TRACY CHAPMAN. Telling Stories (2000) wurde schließlich in Deutschland ein Hitalbum und erreichte Platz 5 der Charts, im Jahr darauf gefolgt vom ersten Best Of-Album The Collection, das sich weltweit 7 Millionen Mal verkaufte und in Deutschland mit ca. 150.000 verkauften Alben mit Gold ausgezeichnet wurde und auf Platz 3 der Charts ging.

TRACY CHAPMANs bislang letztes Album war Let It Rain, das 2002 in Deutschland auf Platz 15 in die Charts einstieg und ebenfalls eine Goldauszeichnung einspielte. Es wurde von TRACY CHAPMAN und John Parish (PJ Harvey, Eels, Sparklehorse) produziert und mit einem herausragendem Stab von Musikern eingespielt, u.a. Schlagzeuger Joey Waronker, Bassist Andy Stoller, Keyboarder Patrick Warren, sowie Joe Gore, Steve Hunter und Greg Leisz an den Gitarren.

Where You Live zeigt die Poetin der stillen Revolution nun mit brandneuem Songmaterial. Das Album erscheint am 12. September.
Die Single Change erscheint am 15. August.

Im November und Dezember wird TRACY CHAPMAN wieder auf Welttournee sein und natürlich auch Deutschland besuchen.

Hamburg, im Mai 2005 (Tracy Chapman Vorab.doc)

VENUE: Tempodrom, Große Arena im, Tempodrom, Möckernstr. 10 10963 Berlin – Germany (Capacity: 4 000)
PROMOTER: DieVeranstalter
OPENING ACT: Cherif Mbaw

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