2003 – Let It Rain Tour – February 15, Basel, Musical Theater

REVIEW

  • HERZLICH · Die Songwriterin Tracy Chapman in Basel – From: Aargauer Zeitung

Viel Vorschuss-Sympathie schlägt Tracy Chapman entgegen, als sie mit «In the Dark» beginnt, einem Liebeslied von ihrem neusten Album «Let it Rain»: Zwei Liebende entscheiden sich, die handfeste Sexualität – sie nennt es im Song poetisch «die Dinge, die manche in der Dunkelheit tun» – vorerst aufzuschieben und das starke Begehren in unschuldige Träume einzuschliessen. Nach einem weiteren stürmischen Applaus kommt «Across the Lines» über Armut, Diskriminierung und Rassentrennung in den USA. Geschickt mischt Chapman in ihrem Bühnenrepertoire alte und neue Songs, Liebeslieder und sozialkritische Geschichten. «Baby Can I Hold You», «Talkin’ Bout a Revolution», «You’re the One», «Fast Car», «Hard Wired» – alle Stücke werden vom Publikum schon bei den ersten Tönen erkannt und enthusiastisch begrüsst.

Die ausgezeichnete Band spielt dezent und elegant die unaufdringlichen Arrangements. Chapman steht mit der Gitarre vorne am Bühnenrand, spielt akustisch und elektrisch Solo oder Rhythmus und erzählt mit ihrer dunklen, volltönenden Stimme ihre poetischen und realistischen Geschichten. Die 39-Jährige in hellen Jeans und dunklem Hemd wirkt frisch und jugendlich, spitzbübisch und herzlich. Kein Ausspielen der todsicheren Sex-Karte, keine übertriebenen Gesten. «Behind the Wall», den A-cappella-Song über häusliche Gewalt aus den 80er-Jahren – live einmal mehr eindrücklicher als auf Konserve – unterstützt sie mit ein wenig Rap-Gestik.

Die Liebeslieder sind intelligent und warm, aber nie kitschig oder oberflächlich. Die sozialkritischen Texte, viele in der Thatcher/Reagan-Ära der 80er-Jahre entstanden, sind immer noch aktuell, da die sozialen Ungerechtigkeiten in Europa und in der Welt durch das skrupellose Wirken der beiden neoliberalen Pioniere und ihrer zahlreichen Nachahmer noch grösser geworden sind. Gegen den Schluss des Konzerts drehen Chapman und Band auf, Reggaesongs und Rockballaden kommen druckvoll daher. Das Publikum steht auf, bewegt sich in den Sitzreihen und klatscht mit. Bei den frenetisch geforderten Zugaben bezieht sich Tracy Chapman auf die aktuelle Situation mit den weltweiten Friedensdemonstrationen und lässt mit Bob Dylans Antikriegs-Song «Knockin’ on Heaven’s Door» und Peter Toshs «Get up Stand up» den Abend kraftvoll ausklingen.

Submitted by Tim

VENUE: Musical Theater Basel, Feldbergstrasse 151, 4058 Basel, Switzerland
PROMOTER: Good News
OPENING ACT: Pape & Cheikh

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