2008 – Our Bright Future Tour – November 25, Hamburg, CCH1

VIDEOS

She’s Got Her Ticket
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Behind The Wall
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PRESS REVIEWS

  • Wanderpredigerin der Hoffnung, By Stefan Hentz, WELT, 27. November 2008, 02:42 Uhr

Tracy Chapman vertraut im CCH ganz auf den Klang von Stimme und Gitarre

Vorab gibt sie sich sperrig wie eine echte Queen des Pop. Lässt auf sich warten wie eine Diva im romantischen Wien. Lässt verlauten, dass doch bitte keine Aufnahmen gemacht werden sollten, wie einer dieser Marketingfritzen und Fanbeschatter der Musikindustrie. Nicht mit Kameras und bitte nicht mit Handys. Nein, das beleidige jedes wohlerzogene Ohr und das Auge obendrein. Aber, wen kümmert so etwas? Vorab nervt Tracy Chapman. Doch dann kommt sie lässig auf die Bühne geschlendert, krempelt ein wenig die Ärmel auf und hat das ganze CCH in der Tasche.

Nach all den Jahren ist Tracy wieder einmal allein unterwegs, ganz puristisch, ganz auf sich gestellt, nur Gitarre, nur ihre Musik, ihre Stimme, ihre Songs. Das hat sie seit 20 Jahren nicht gemacht, also ungefähr seit dem Tag im Juni 1988, als sie im Wembley-Stadion auf die Bühne geschickt wurde, um mal eben das Publikum und die Millionen Fernsehzuschauer in der ganzen Welt, die mit einem gigantischen Konzert-Event den 70. Geburtstag Nelson Mandelas feierten, darüber hinweg zu trösten, dass Stevie Wonder gerade einen Chip eines Synthesizers vermisste.

Ganz allein, nur sie, ihre akustische Gitarre, ihre Songs vor dem wahrscheinlich größten Publikum, das die Popgeschichte bis zu diesem Zeitpunkt geschaffen hatte – don’t you know, they’re talking ’bout a revolution. Keine ganz harmlose Aufgabe für eine gerade 24 Jahre alt gewordene Newcomerin, aber Tracy Chapman nutzte die Chance und ist seitdem ein Star.

Ein Star jedoch, der sich den Anforderungen des Rummels weitgehend entzieht und sich nur von Zeit zu Zeit mit einer neuen Produktion oder Tour zurückmeldete.

In diesem November beginnt Tracy Chapman ihr Konzert mit einem Stück von damals, von ihrem Debütalbum. “Across the Line” ist eine düstere Prophezeiung blutiger Unruhen, ausgelöst durch einen Überfall auf ein schwarzes Mädchen – kein unrealistisches Szenario, das die Sängerin in kargen Worten über einer einfachen Gitarrenbegleitung entwickelt. Gewalt gegen Mädchen gibt es noch immer, Rassismus ebenso, und doch hat der Song in diesem Moment eine andere Farbe angenommen. Es gibt Hoffnung, und es ist, als wäre Tracy Chapman diese Hoffnung in die Knochen gefahren: ganz gelöst steht sie auf der Bühne und spielt und singt und plaudert.

Zwischendurch erzählt sie, wie sehr auch sie der Ausgang der Präsidentenwahl ermutigt habe, selbst wenn Barack Obama sonst gar nichts bewirkte, die Wahl eines afroamerikanischen Präsidenten ist für sich schon Zeichen für einen fundamentalen Einstellungswandel. Gebannt und begeistert klatschen die Fans.

Weiter geht es auf Chapmans Reise durch ihre persönliche Musikgeschichte, durch alte Hits, neue Songs von ihrem kürzlich erschienenen Album “Our Bright Future”, alte Gassenhauer des Rhythm & Blues und einige Songs, die Fans bei ihr bestellt haben. Es ist ganz so, wie es früher war, oder zumindest so ähnlich. Früher, in der Zeit weit vor ihrem Erfolg, als die Bluesgitarristen und die Gospelsänger und die Wanderprediger durch die Baumwolllandschaft der Südstaaten zogen und in den Kneipen an den Crossroads ihre kleinen Auftritte gaben: intim und nah, spontan und auf eine einfache Art verspielt. Und sehr musikalisch.

Tracy Chapmans Songs sind einfach und sehr effektiv konstruiert und sie spielt mit Bravour, klar, rhythmisch packend, mitreißend. Blues, Blugrass, Karibik, Gospel, Folksongs mit keltischem Beiklang – eine ganze Landkarte mit Hinweisen auf die Wurzeln ihrer Musik. Zur Zugabe nimmt sie Wünsche entgegen: “Behind the Wall” a capella und schließlich “She’s Got Her Ticket”, damit sind alle Hits des Debütalbums abgehakt. Noch einmal tost ein stürmischer Applaus durch das CCH – und verhallt seltsam schnell.

  • Tracy Chapmans Wunschkonzert, By SÖREN INGWERSEN, Morgen Post, 27.11.2008

Tracy ChapmanSo gelöst und publikumsnah wie im ausverkauften CCH erlebte man die Songschreiberin aus Kalifornien selten. Tracy Chapman, die ihre ernsten Pop-Balladen sonst eher wortkarg präsentiert, spielte diesmal auf Bestellung: Die Besucher konnten im Foyer ihre Wunschzettel abgeben – es ist eben bald Weihnachten.

Viel zu erzählen hat die 44-Jährige obendrein. Schnell wird klar: Es ist der “Obama-Effekt”, der die Sängerin in diese ungewohnte Hochstimmung versetzt. “Das ist eine unglaubliche Veränderung für Amerika: ein afro-amerikanischer Präsident! Ich hätte nie gedacht, dass das zu meinen Lebzeiten noch passiert!”

Chapman, die mit ihren eindringlichen Songs die Missstände in der Welt anprangert, steht seit mehr als zehn Jahren das erste Mal wieder allein auf der Bühne, hat aber viele alte Bekannte mitgebracht: “Fast Car”, “Subcity” und natürlich “Talkin’ ‘Bout A Revolution” – Stücke, mit denen vor 20 Jahren ihre große Karriere begann und die man immer wieder gerne hört.

Mit subtilem Gitarrenspiel und warm vibrierender Stimme hat sie ihre 4000 Fans fest im Griff. Das Titelstück ihres neuen Albums “Our Bright Future” solle man nicht ganz wörtlich nehmen, rät sie dem Publikum und ist sogar zu Scherzen aufgelegt: “So viele Menschen helfen mir auf dieser Tour, aber den Knopf an meiner Bluse musste ich heute selbst annähen.” Von der Revolution zum Blusenknopf – einiges hat sich verändert bei Tracy Chapman. Nur die ungehemmte Begeisterung der Fans ist dieselbe geblieben.

PRESS PREVIEW

Nein-Danke-Frau, by Von Antje Wewer, Sueddeutsche Zeitung, November 22, 2008

INFOS

Venue: CCH1
Tickets: Tickets.de – 30 – 50€
Opening Act: Joseph Arthur

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